Immer mehr Menschen entdecken den Camper für sich – ob als gekauftes Wohnmobil, ausgebauter Kastenwagen oder kleiner Van. Doch mit der wachsenden Zahl an Fahrzeugen wachsen auch die Probleme: überfüllte Plätze, steigende Preise und schwindende Akzeptanz.
Noch vor wenigen Jahren galt unter Campern eine ungeschriebene Regel: «Lass dem anderen seine Freiheit – fahr weiter, wenn der Platz schon besetzt ist.» Doch diese Selbstverständlichkeit ist im Zuge des Camper-Booms zunehmend verloren gegangen.
Corona als Brandbeschleuniger
Schon vor Corona nahm die Zahl der Campingfahrzeuge stetig zu – die Pandemie brachte den endgültigen Boom. Nie zuvor wurden so viele Wohnmobile verkauft wie in diesen Jahren. Hinzu kamen unzählige selbst ausgebaute Kastenwagen der «Generation Vanlife». Heute reiht sich Fahrzeug an Fahrzeug: am Mittelmeer im Winter, auf griechischen Inseln, in der Türkei oder schlicht auf Alpenparkplätzen am Wochenende.
Freiheit? Oder Massenandrang?
Viele Camper suchen Natur, Ruhe und Unabhängigkeit. Doch an den schönsten Plätzen sieht die Realität anders aus: Statt Vogelgezwitscher hört man die Nachbarn streiten oder den Akkusauger laufen. Tür an Tür stehen Vans und Wohnmobile dicht gedrängt. Wer zuerst kommt, mahlt längst nicht mehr zuerst.
Selbst beim Wildcamping wird «zusammengerückt» – oft so nah, dass man nachts jedes Wort und jedes Türenschlagen mitbekommt. Von Freiheit und Naturerlebnis bleibt dann wenig übrig.
Überfüllte Stell- und Campingplätze
Auch auf offiziellen Plätzen spitzt sich die Lage zu. Die Nachfrage ist enorm, die Preise steigen entsprechend. In der Schweiz verlangen Bauern teils über 60 Franken pro Nacht für einen simplen Parkplatz. Kurzfristig übers Wochenende loszufahren, ist ohne Reservation kaum mehr möglich.
Der Verein Wohnmobilland Schweiz bemüht sich zwar um mehr Stellplätze – doch die Zunahme an Fahrzeugen in ganz Europa macht deutlich: Es sind entweder zu wenig Plätze vorhanden, oder schlicht zu viele Fahrzeuge unterwegs.
Akzeptanz sinkt, Konflikte nehmen zu
Mit der wachsenden Masse sinkt auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Wanderparkplätze sind überfüllt, Anwohner klagen über Lärm, Müll und Fäkalien im Gebüsch. Mancherorts reagiert man mit Verboten oder Bussen – ein verständlicher Reflex, der aber das Grundproblem nicht löst.
Was tun?
Verbote und drastische Preissteigerungen helfen nur begrenzt, denn sie verlagern das Problem. Abhilfe schaffen, könnten allenfalls Lenkungsabgaben – etwa eine zweckgebundene Gebühr beim Kauf jedes neuen Wohnmobils, deren Einnahmen konsequent in neue Stellplätze fliessen.
Klar ist: Die Dosis macht das Gift. Vier bis fünf Fahrzeuge an einem geeigneten Ort sind selten ein Problem – dreissig oder vierzig aber zerstören Atmosphäre und Akzeptanz. Letztlich liegt es auch an uns Campern selbst: Rücksicht nehmen, Abstand halten, naturgerecht verhalten. Nur so können wir das bewahren, was wir eigentlich suchen – Freiheit und Erholung in der Natur.
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