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20 Arbeitgeber in 55 Jahren – wie ADHS meine Karriere prägte

Mein Lebenslauf wirkt bunt, manche sagen sprunghaft. Heute weiss ich: Es steckt mehr dahinter als fehlende Beständigkeit. Eine späte ADHS-Diagnose hat vieles erklärt – und mein Verständnis für meinen eigenen Weg grundlegend verändert.

Ein bunter Lebenslauf, der Fragen aufwirft

Wer mein LinkedIn-Profil durchscrollt, mag sich wundern: 20 verschiedene Arbeitgeber in 55 Jahren. Stationen zwischen Handwerk, Journalismus, Kommunikation, Handel, Selbstständigkeit und Unternehmertum.

«Der kann sich einfach nirgends halten», höre ich oft. Lange Zeit konnte ich selbst keine befriedigende Antwort darauf geben.

Kurviger Weg: Handwerk, Journalismus, Kommunikation …

Nach meiner handwerklich-technischen Berufslehre spürte ich: Das ist nicht mein Weg. Also wagte ich den Sprung – Journalistenschule auf dem zweiten Bildungsweg, Zusatzausbildung als Radiojournalist. Es folgten Jahre des Pendelns zwischen verschiedenen Branchen und Berufen. Mal arbeitete ich bei einer NGO als Kampagnenleiter, mal im Tunnel als Elektriker, mal spleisste ich Lichwellenleiter, mal schrieb ich für Zeitungen, mal für eine Marketing- und Textagentur, mal baute ich die Unternehmenskommunikation für eine mittlere Firma auf, mal gründete ich eine Firma – mal dies, mal das …

Muster der Rastlosigkeit

Das Muster war immer gleich: Die ersten Jahre in einem neuen Job waren elektrisierend. Neue Herausforderungen, steile Lernkurven, spannende Projekte. Doch spätestens nach fünf Jahren kam sie – die Unruhe. Selbst in den tollsten Positionen wurde mir der Alltag zu eng. Ich musste weiterziehen, auch wenn niemand es verstand. Ich selbst am wenigsten.

Die späte Diagnose

Vor kurzem dann die Wende: Nach langer Wartezeit erhielt ich einen Termin zur ADHS-Abklärung bei einem Fachpsychiater. Die Diagnose: kombiniertes ADHS, hochgradig ausgeprägt.

Plötzlich ergab alles Sinn. Die ständige Suche nach neuen Reizen, die Unfähigkeit, in Routinen zu verharren, der Drang nach Abwechslung – alles typische ADHS-Merkmale. Was andere als Sprunghaftigkeit sahen, war mein Gehirn auf der Suche nach der nötigen Stimulation.

Befreiung statt Stigma

Diese Erkenntnis ist befreiend. Ich blicke heute ohne Scham auf meinen bunten Lebenslauf. Jede Station hat mich bereichert, jeder Wechsel neue Kompetenzen gebracht. Meine vermeintliche Schwäche? In Wahrheit eine andere Art, die Welt zu erleben.

Ein Appell an Arbeitgeber

Falls du dich in meiner Geschichte wiedererkennst: Es ist nie zu spät für Klarheit. Auch wenn die Wartezeiten bei Fachpsychiatern sehr lang sind – es lohnt sich!

Und an alle Recruiter und Führungskräfte: Menschen mit nicht-linearen Lebensläufen bringen oft genau die Flexibilität und Innovationskraft mit, die Unternehmen heute benötigen. Schenkt ihnen Vertrauen sowie den nötigen Freiraum und lasst euch überraschen.

Schreiben hält mich im Gleichgewicht – und hilft mir, mein ADHS besser zu verstehen. Wenn dir meine Texte gefallen, unterstütze mich gern auf Ko-fi. Jeder Kaffee zählt. ☕️

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